Prägende Geschichte: Die Bücherei in Kressbronn

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Wie lässt sich ein jahrzehntealter, ortsbildprägender Stadel in eine öffentliche Bücherei umwandeln? In Kressbronn gelang Steimle Architekten dies durch einfache, präzise gesetzte Eingriffe, die das alte Bauwerk in ein modernes, offenes Haus transformierten.

Mit seinem Sockel aus Liapor-Leichtbeton, dem hölzernen Tennengeschoss und dem auskragenden Satteldach bleibt dabei der Charakter des historischen Gebäudes erhalten.

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Als die Gemeinde Kressbronn Steimle Architekten aus Stutt­gart beauftragte, einen 1923 in der Ortsmitte erbauten Stadel in eine öffentliche Bücherei umzuwandeln, war von Anfang an klar: Der Charakter und die traditionelle Gliederung des Hauses sollten bewahrt bleiben.

„Es ging darum, den historischen, eher introvertiert wir­kenden Speicher mit einfachen, präzise gesetzten Eingriffen in ein modernes, offenes Haus zu transformieren. Die Ge­schichte und das vertraute Bild sollten konserviert, gleichzeitig aber auch klar in der heutigen Zeit verortet werden“, erklärt Thomas Steimle.

Da sich der be­stehende Gebäudesockel aus Beton und Mauerwerk nicht mehr nutzen ließ, wur­de er durch ein neues, bis zu 3,5 Meter hohes Sockelgeschoss aus 77 Zentimeter starkem Liapor­Leichtbeton ersetzt.

Der Leichtbeton erfüllt nicht nur alle stati­schen und energetischen Anforderun­gen. „Er spiegelt in seiner Materialität und monolithischen Massivität auch per­fekt den Charakter des alten Sockels wie­der“, so Thomas Steimle.

„Gleichzeitig lässt sich am Leichtbeton auch dessen Erstellung ablesen, in Anlehnung an das Handwerkliche des früheren Sockels.“ Deswegen wurden die Sichtbetonflächen auch nicht aufwendig veredelt, sondern so, wie sie nach dem Aus­schalen zutage traten.

„Der Leichtbeton entwickelt seine Schönheit und Qualität dadurch, dass er sehr authentisch ist. Er ist ein grundehrlicher Baustoff, der durch und durch echt ist.“Beim Bau des Leichtbetonsockels konnten Steimle Architekten auch auf ihre Erfahrungen vom Bau des Wohnhauses E 20 in Pliezhausen (vorge­stellt in der Liapor News 1/2018) zurück­greifen.

„Wir konnten unser Wissen um die Leichtbetonverarbeitung an alle hier Beteiligten weitergeben und so die hohe Qualität des einen Projekts auf das andere übertragen“, so Thomas Steimle. Mit Musterwänden wurde nicht nur die passende Verarbeitungsweise ermittelt, sondern auch die Betonierabschnitte festgelegt. Um senkrechte Stoßfugen zu vermeiden, erfolgte die Betonage des gesamten Sockels waagrecht in zwei Abschnitten.

Der zwischenliegen­de Horizontalschnitt fällt dabei genau mit einer Stoßfuge der horizontalen Brettschalung zusammen und ist damit „unsichtbar“. Kennzeichnend sind auch die tiefen, großzügig gesetzten Laibun­gen. Durch sie gelangt viel Tageslicht in den Innenraum und das gesamte Inte­rieur lässt sich ganz neu erleben.

Nach dem Bau des Sockels wurde das Obergeschoss mit seiner cha­rakteristischen Lamellenfassade errichtet und im Herbst 2019 wurde die neue Bücherei feierlich eröffnet. Das inzwischen mehrfach ausgezeichnete Objekt ist für Steimle Architekten das zweite abgeschlossene Leichtbetonpro­jekt – und mit dem Rathaus Remchin­gen sowie drei weiteren Leichtbeton­objekten geht es auch vielseitig weiter, denn:

„Leichtbeton ist als Baustoff hart, sanft und ehrlich“, so Thomas Steimle.

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Liapor Facts

  • Bauherr: Gemeinde Kressbronn am Bodensee
  • Architekt: Steimle Architekten BDA, Stuttgart
  • Baustoffhersteller und -lieferant: Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG, Kißlegg, in Zusammenarbeit mit dem Betonwerk Pfullendorf GmbH & Co. KG, Pfullendorf
  • Bauausführung Rohbau: Bohner Bau GmbH, Tettnang
  • Baustoff: 135 m3 LC12/13 D1.2

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